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Mainz – Die Remigration

Dezember 1952—1955 5 Minuten Lesezeit
Mainz mit dem Dom, um 1955. Historische Postkarte.

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Das wiederaufgebaute Mainzer Stadttheater, um 1953.

Im Jahr 1952 erhielt Renato Mordo einen Ruf als Oberspielleiter nach Mainz, der ihm eine längerfristige künstlerische und wirtschaftliche Perspektive bot.

Den Schwerpunkt von Renato Mordos Mainzer Regiearbeit bildeten Werke von Richard Wagner, Jacques Offenbach und anderen Klassikern des Opernrepertoires. Daneben inszenierte er auch moderne  Musiktheaterstücke und Operetten. Parallel gastierte er u.a. in Amsterdam, Basel und Köln.

Als Bühnenautor schuf Renato Mordo nach der Remigration u.a. ein heiteres Stück über den Mainzer Karneval. Es ist teilweise im Nachlass erhalten.

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Renato Mordo bei einem Rundfunkinterview.
Mainz, um 1953.

Überschattet wurde Renato Mordos letzter Lebensabschnitt durch die skandalöse, erstinstanzliche Ablehnung der von ihm, seiner Frau Trude und seinem Sohn Peter gestellten Anträge auf Entschädigung für das durch das NS-Regime erlittene Unrecht. Positive Bescheide für ihn sowie für Trude Mordo ergingen erst nach seinem Tod und im Zuge der Einlegung von Rechtsmitteln.

Viele jüdische Emigranten, die aus dem Exil zurückkehrten, mussten die Erfahrung machen, dass sie in ihrer alten Heimat nicht immer willkommen waren. Die zugleich schuldbewusste und schuldabwehrende, teils immer noch antisemitisch eingestellte Bevölkerung nahm sie einerseits als Juden, andererseits als Remigranten war, die sich dem Leid und dem Grauen entzogen hatten, das die Daheimgebliebenen erlittenhatten. Insbesondere die Debatte um Entschädigung rief häufig heftige Reaktionen hervor. Dagegen wurden Freisprüche für angeklagte Nationalsozialisten oftmals mit Wohlwollen gesehen. Als besonders problematisch stellten sich die personellen Kontinuitäten in Justiz und Verwaltung heraus. Die Ansprüche der NS-Opfer wurden so häufig heruntergespielt oder völlig ignoriert.

Renato Mordo verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit am 5. November 1955 und wurde in Anwesenheit von Oberbürgermeister Stein sowie der Theaterleitung auf dem Mainzer Hauptfriedhof beigesetzt.

Trude Mordo war später als Schauspielerin u.a. in Göttingen engagiert. Peter Mordo arbeitete bereits seit seiner Rückkehr aus den USA im Jahr 1953 als Musikredakteur beim Süddeutschen Rundfunk.

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Erste Seite eines Faltblatts zu Leben und
Werk Renato Mordos. Mainz, um 1955.

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