Britische Soldaten und griechische Polizisten bei Straßenkämpfen. Athen, Dezember 1944.
Die Besatzung ging in Griechenland schleichend in eine Zeit des Bürgerkriegs über. Die deutschen Besatzer hatten durch ihre Zusammenarbeit mit den „Sicherheitsbataillonen“ der griechischen Kollaborationsregierungen und gezielter Spaltpropaganda einen Keil in die griechische Bevölkerung getrieben, nun standen kollaborierende und konservativ-monarchistische Kräfte den linksgerichteten Widerstandsorganisationen gegenüber. Die Situation eskalierte, als die unter britischem Schutz zurückgekehrte Exilregierung die Demobilisierung der Widerstandsgruppen, insbesondere der linksgerichteten ELAS-Organisation anordnete. Linksorientierte Kräfte kämpften in der Schlacht um Athen (bekannt als „Dekemvriana“) Ende 1944 gegen promonarchistische Militär- und Ordnungstruppen, zu deren Gunsten britische Truppen intervenierten. Die Kämpfe waren im Januar 1945 beendet, die Linke geschlagen. Es begannen Säuberungsaktionen gegen Linke und Kommunisten, Tausende kamen in Haft. Die Konfrontation führte schließlich zu einem mehrjährigen Bürgerkrieg, der erst im August 1949 zu Ende ging.
Nach Kriegsende wurde Renato Mordo wieder als Oberspielleiter an die Griechische Staatsoper engagiert. Im Laufe der Zeit arbeitete er dort und an anderen Häusern mit beinahe allen führenden griechischen Bühnenkünstlern der Zeit zusammen, darunter erneut mit Maria Callas, aber auch mit dem Schauspieler Dimitris Myrat oder der Revuedarstellerin Sophia Vembo. Dennoch war Mordo immer wieder von den Auswirkungen der polarisierten politischen Verhältnisse betroffen. Durch seine Haft in Chaidari wurde er verdächtigt, mit der äußersten Linken zu sympathisieren. Nachdem sein Vertrag mit der Staatsoper aus diesem Grund nicht verlängert wurde, ergriff er die sich bietende Möglichkeit, beim Aufbau der Türkischen Staatsoper in Ankara mitzuwirken.
In den Jahren um 1950 verfasste Renato Mordo einen aus knapp 100 Prosaminiaturen bestehenden, burlesken Lebensrückblick, den er unter den doppelbödigen Titel ›Erlebt – erlauscht – erlogen‹ stellte. In einigen Episoden geht er dabei auch auf die schwierige griechische Nachkriegszeit ein, die hier in tragikomisch gebrochener Perspektive erscheint.