Darmstadt (Ludwigsmonument), um 1930.
Im Jahr 1920 übernahm Renato Mordo – als jüngster Theaterdirektor Deutschlands – für knapp drei Jahre die Leitung des Landestheater Oldenburg, dessen Profil er in den folgenden Jahren nachhaltig prägte.
Nach kurzen Zwischenstationen in Breslau und Dresden wurde Mordo 1928 von Carl Ebert als Oberspielleiter ans Hessische Landestheater Darmstadt verpflichtet.
Während der Darmstadter Zeit arbeitete er unter anderem mit den Schauspielern Theo Lingen und Bernhard Minetti, dem Dichter Gerhart Hauptmann, den Dirigenten Karl Böhm und Hermann Scherchen und dem Bühnenbildner Lothar Schenck von Trapp zusammen. In Darmstadt entwickelte er einen pointierten, leicht abstrahierenden Inszenierungsstil und feierte damit als Opern- wie als Schauspielregisseur gleichermaßen große Erfolge.
Wie zuvor schon in Oldenburg und später in Prag oder Mainz, begleitete Renato Mordo seine Regiearbeit auch in der Darmstädter Zeit durch verschiedene dramaturgische Schriften. In den Blättern des Hessischen Landestheaters zur Spielzeit 1929/30 antwortete er nicht nur auf Einwände konservativer Zuschauer zu seinen Inszenierungen der Opern ›Tannhäuser‹ und ›Der fliegende Holländer‹ von Richard Wagner, sondern steckte auch grundsätzliche theaterästhetische Positionen ab.
Mordos Wirken in Oldenburg und Darmstadt wurde immer wieder überschattet von antisemitischen Anfeindungen. Angesichts der sich abzeichnenden nationalsozialistischen Machtübernahme entschloss sich die Familie im Herbst 1932 zur Emigration.