Tel Aviv, Zentrum, um 1950. Historische Postkarte.
Nachdem Mordo im Jahr 1951 wieder in Athen mehrfach Regie geführt hatte, folgte er im Frühsommer 1952 einer Einladung für ein sechsmonatiges Engagement an das heutige israelische Nationaltheater in Tel Aviv, die Habimah. Die moderne, prosperierende Stadt, die freundliche Aufnahme und der Pioniergeist, der am Theater herrschte, beeindruckten Mordo nachhaltig. Er inszenierte hier mit großem Erfolg das Stück ›Der blaue Vogel‹ von Maurice Maeterlinck und Igor Strawinskys ›Die Geschichte vom Soldaten‹.
Habimah, „Die Bühne“, wurde 1917 in Russland gegründet und spielte Stücke in hebräischer Sprache.
Schon nach kurzer Zeit erwarb das Theater auf Tourneen nach London, Berlin, Warschau und New York
internationalen Ruf. Bei einem Gastspiel in Würzburg am 19.11.1930 konnte nur massiver Polizeieinsatz
das Eindringen eines wütenden, antisemitisch motivierten Mobs ins Theater verhindern.
Ein Teil des Ensembles ging 1928 ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina. Ein Großteil der Stücke
wurde in Jiddisch, Deutsch, Englisch und Russisch aufgeführt, erst nach 1948 setzte sich Hebräisch durch.
1933 wurde mit dem Bau des Theatergebäudes begonnen, das ab 1945 in noch unfertigem Zustand für Aufführungen genutzt wurde. Das Theater ist seit 1958 Nationaltheater.
In Tel Aviv kam es auch zu einem Wiedersehen mit Max Brod, der Mordos Prager Inszenierungen als Theaterkritiker begleitet hatte. Er lebte bereits seit 1939 in Tel Aviv und gehörte selbst der Habimah als Dramaturg an.
In der Rückschau verglich Renato Mordo später die erfolgreiche Fortführung der Arbeit der Habimah unter zeitweise schwierigsten äußeren Umständen sowie die ungebrochene Kreativität des Ensembles mit einem Wunder. Dabei wies er besonders auf die positive Wirkung der vielfältigen internationalen künstlerischen Einflüsse hin, die sich nun am neuen Standort des Theaters in Israel verbanden.